Col­la­te­ral

Mit grauen Haaren und ohne eine Miene zu verziehen, mordet sich Tom Cruise durch das nächtliche Los Angeles. Die unterkühlten High-Definition-Bilder erzeugen einen unentrinnbaren Sog und präsentieren die Millionenmetropole wie nie zuvor.With gray hair and a straight face, Tom Cruise murders his way through Los Angeles at night. The chilly high-definition images create an inescapable attraction and depict the megacity like never before.

Der elegant gekleidete Geschäftsmann Vincent (Tom Cruise) steigt ins Taxi von Max (Jamie Foxx) und bietet diesem 600 Dollar, wenn er ihn die ganze Nacht durch Los Angeles kutschiert. Max steigt auf den Deal ein, doch bald darauf zeigt sich: Der scheinbar so seriöse Kunde ist ein Auftragskiller, der bis zum Morgengrauen eine Reihe von Zeugen umbringen muss, die in einem Drogenprozess aussagen sollen.

Erstmals drehte Michael Mann hier fast ausschliesslich in High Definition, mit COLLATERAL begann also seine anhaltende Liaison mit dem digitalen Kino. Dabei gelang ihm nicht nur ein beklemmend atmosphärischer Nachtfilm, sondern vor allem auch ein Thriller über das soziale Gefälle in einer Metropole, die in der Horizontalen wuchert. Wenn der weisse Mörder seinem Schwarzen Chauffeur den Jazz erklärt, wird klar: Diese beiden ungleichen Gefährten der Nacht begegnen sich nur im Rückspiegel auf Augenhöhe. Mann und Cruise legen den Killer als moderne Version von Alain Delons Jef Costello in LE SAMOURAÏ (1967) an: Mit massgeschneidertem Anzug und sparsamer Mimik gibt Cruise den eiskalten Engel. Im Gegensatz zum Vorbild drückt das Menschliche kaum durch. Vielmehr lotet Cruise in der für ihn ungewohnten Rolle die unheimlichen Abgründe seiner Figur aus und glänzt als gnadenloser Antagonist.