Seine Kompositionen leben von einer einzigartigen Klangsprache, die türkische, aber auch andere kulturelle Hintergründe in die westliche Musiktradition einfliessen lässt.
Mit seinem pianistischen Vermögen berührt Fazıl Say sein Publikum seit Jahrzehnten. Die Konzerte: mitreissend, aufregend, inspirierend. Begleitet wird er vom Zürcher Kammerorchester.
Über das Programm:
Das Verhältnis von Musik und Politik ist ein komplexes Thema: Denn Politik kann nicht nur explizit durch Sprache geäussert, sondern auch in (instrumentaler) Musik verborgen werden. Zugleich kann ‹neutrale› Musik durch äussere Einflüsse politisiert werden. Fazıl Say, der im Zentrum des Konzerts steht, ist Musiker durch und durch, verliert aber nie den Blick auf Leben und Gesellschaft: «Politik ist nicht wie eine PlayStation, die man einfach an- und ausschalten kann. Sie gehört immer zu unserem Leben dazu. Deshalb müssen wir uns äussern.» Und das tut er: als wortstarker Musiker, als Kritiker von gesellschaftlichen Missständen in seinem Heimatland Türkei, als liberaler und weltoffener Freigeist, der auch mal aneckt.
Says Kompositionen leben von einer einzigartigen Klangsprache, die türkische, aber auch andere kulturelle Hintergründe in die westliche Musiktradition einfliessen lässt. Für «Leopards» hat er sich von einer Safari-Fahrt inspirieren lassen. Und wer genau hinhört, kann auch seinen Kompositionen – hier implizit, indem er musikalisch den Schutz der Natur thematisiert – politische Äusserungen entnehmen.
Der Musik politische Botschaften einzuschreiben – das beherrschte, unfreiwillig, auch Dmitri Schostakowitsch: Unter dem Stalin-Regime wurde er wiederholt Opfer von Einschüchterungsversuchen. Seine Kompositionen aus den 1930er bis 1950er Jahren lassen sich fast wie eine musikalische Kolumne auf das damalige Politgeschehen lesen. Schostakowitschs Musik ist geprägt von spürbarer Spannung – einem Gefühl von schwerer Ernsthaftigkeit und Tragik, die aber jederzeit ins Absurde zu kippen vermag. Bestes Beispiel dafür ist sein 2. Klavierkonzert, das Fazıl Say am Pfingstsonntag in Andermatt spielt. Der zweite Satz ist ein zutiefst melancholisch, fast romantisch anmutendes Stück – ganz im Gegensatz zu den Ecksätzen, die eher an eine Mischung aus Karneval und Kavallerie denken lassen. Wieviel Ironie dahintersteckt, bleibt häufig ungewiss.
Ausserdem wird beim Pfingstkonzert mit dem Zürcher Kammerorchester die ebenfalls spannungsgeladene Kammersinfonie für Streicher in c-Moll von Schostakowitsch zu hören sein. Mit Mozarts Klavierkonzert Nr. 12 setzt Fazıl Say einen farbenfrohen Kontrastpunkt. Eröffnet wird das Konzert mit Frank Martins «Pavane couleur du temps» für Streichorchester.
Programm:
Frank Martin
«Pavane couleur du temps» für Streichorchester
Wolfgang Amadeus Mozart
Konzert für Klavier und Orchester Nr. 12 A-Dur KV 414
Fazıl Say
«Leopards» op. 103
Dmitri Schostakowitsch
Kammersinfonie für Streichinstrumente c-Moll op. 110a
Konzert für Klavier und Orchester Nr. 2 F-Dur op. 102
Information about the event
All current and additional information about the event can be found on the website of the organizer. Sudden changes will only be displayed on the website of the organizer.
- Time Sunday 8. June 2025, 19:30 - 00:00 Uhr
- Ort Andermatt Concert Hall, Bärengasse 1, 6490 Andermatt
- WWW andermattmusic.ch
- Advance booking andermattmusic.ch
- Links
- Accessibility
- accessible Rollstuhl (complete)
- Source:uri.ch